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Fischereihafenrennen 2008 Bremerhaven

Das war es jetzt, mein erstes Rennen in der Classic Superbike.

Wir, mein Mech Sulley und ich sind am Samstag eigentlich pünktlich losgefahren, aber einer unserer Sponsoren hatte ja noch nen Pavillion zur Verfügung gestellt und den mussten wir ja auch noch abholen. Wenn er uns nur vorher gesagt hätte, dass es sich dabei um die beschusssichere Variante mit zwei Stockwerken handelt, dann hätten wir vielleicht viel Zeit und Kraft gespart. So mussten wir in unserem eh schon überladenen Anhänger auch noch 12 Stck.10 x 10 cm Aluprofile in 3 m Länge unterbringen. Wenn wir dann nicht unterwegs noch davon eines der Eckstücken verloren und ich 1,5 km die Autobahn hätte ablaufen müssen, dann hätten wir vielleicht auch die technische Abnahme noch rechtzeitig geschafft.

So waren wir erst gegen 19:00 Uhr mit dem Ausladen fertig und konnten uns an die Vorbereitung des Moppeds machen. Theoretisch wären es nur die Startnummern, neue Reifen und Sicherungsdraht verrödeln gewesen, aber Theorie ist halt immer grau. Plötzlich lief der Bock wie zugestopft, der Endtopf qualmte wie das Ruhrgebiet, die Zündkerzen sahen aus wie in Öl eingelegt und 3 von 4 Vergasern inkontinentierten vor sich hin. Der arme Sulley hatte eigentlich gedacht, er würde vielleicht ab und zu mal die Heizdecken rauf und runter machen, mal nach den Bremsen sehen und mir eben helfen, die Karre vom Ständer zu kriegen.

Mit dem Katastrophenfeld war für ihn an ein erholsames Wochenende nicht mehr zu denken. Die Katastrophen rissen irgendwie nicht ab, mal liess sich eine Schraube von den Vergaserdeckeln plötzlich nicht mehr lösen, die Schaltung war ihren Namen nicht mehr wert und vom Motor waren nur drei von vier Zylindern zum arbeiten bereit. Kurz, wir haben die Gaser dicht bekommen, die Schaltung gängig, die Gaser umbedüst, den Endtopf gewechselt, nen Satz neue Reifen aufgezogen und das erste freie Training verpasst. Im zweiten Training lief dann alles. Alles? Ja, auch Öl aus ner undichten Ventildeckeldichtung auf meine Füße! Zwei der Ventildeckelschrauben liessen sich nicht mehr richtig festziehen. Wir haben erstmal von außen abgedichtet und mit Zakels Patentrödeldraht den Ventildeckel festgezurrt. Es folgte jetzt das Qualifikationstraining. Die ersten zwei Runden liefen perfekt. Wenn ich in der dritten Runde nicht meinen Schalthebel verloren hätte, dann wäre vielleicht eine bessere Platzierung für das Rennen drin gewesen. So musste ich im dritten Gang sogar noch einen Rennabbruch und Neustart durchfahren und konnte mich nur für die letzte Startreihe qualifizieren. Aber selbst die Panne konnten meine mittlerweile um Pille verstärkten Mechs beheben.

Montag stieg dann meine Nervosität ins unermässliche, Montag war Renntag. Mein allererster Start in einem Motorradrennen! Irgendwer hatte mir das Prozedere erklärt, eine Einführungsrunde und dann Start. Wir kamen also aus dem Vorstart in die Start/Ziel, fuhren eine Runde und kamen dann in die einzelnen Sartpositionen. Der Marshall hielt die beiden roten Tischtücher gekreuzt und winkte jede Startreihe ab, indem er durch das gesamte Feld lief. Kam mir zwar erst komisch vor aber, was solls, das Rennen hatte begonnen. Hatte es wirklich begonnen? Nicht wirklich, denn nach meinen ersten Positionsgewinnen merkte ich die eher verhaltenen Fahrweisen der Anderen. DAS war jetzt erst die Einführungsrunde.

Nun fuhren also alle wieder auf die vorgesehenen Startpositionen, meine habe ich sogar wiedergefunden. Jetzt wurde es also ernst und an der Geräuschkulisse merkte man das auch. Ohrenbetäubendes Motorengebrüll, der Marshalt trat von der Bühne ab und wir waren allein mit der roten Laterne. Als die rote Laterne ausging, verstummte auch die Stimme in mir, die fragte: "Kann ich noch aus der Geschichte aussteigen?". Mein Vorderrad hüpfte vor Freude, dass es nun endlich losging, rechts und links fielen die Positionen meiner Gegner auf dem Weg zum Ende der Start/Ziel. Dann einsortiert, Messer zwischen die Zähne geklemmt und mit gefühlten anderen 300 Fahrern in die erste Rechts, Position gehalten, erste Links und auf ein kurzes Stück Gerade. Hier zeigte sich der Leistungsmangel meines Serienmotors. Von den zehn eroberten Positionen fielen zwei oder drei leistungsstärkeren Motoren zum Opfer. Trotzdem lief es eigentlich ganz gut bis zu dem Zeitpunkt, als sich ein Zuschauer entschloss, einen Kreislaufkollaps zu bekommen. Rennabbruch, zurück in den Vorstart und mit kaum auskuppelndem und langsam überhitzendem Motor eine Ewigkeit stehen, damit der Notarzt auf die Strecke konnte. Irgendwann konnte ich die Kupplung dann nicht mehr gezogen halten und habe den Motor ausgemacht. Nach ner halben Stunde dann ein kompletter Neustart mit alter Patzierung. Die ganze Eroberungsarbeit umsonst! Der zweite Start lief dann nicht ganz so erfolgreich und ich kam somit im ersten Rennen nur auf den sechsten Paltz. In der Auslaufrunde erlebte ich dann das erste Mal, wie gut und fair das Verhältnis der Teilnehmer untereinander sein kann. Mit zwei anderen Fahrern hatte ich mir verbissende Positionskämpfe geliefert und war mir nicht sicher, ob ich es nicht vielleicht nen bisschen übertrieben habe mit meinem Ehrgeiz. Als wir dann beim Ausrollen nebeneinander fuhren und die Helme öffneten, sah ich ein einziges Grinsen auf den Gesichtern meiner Gegner. Es wurde noch abgeklatscht und dann die Zuschauer verbschiedet. Einmal in die Menge winken wie ein GP-Sieger! Man kann sich nicht vorstellen, wie begeistert die Zuschauer bei der Sache sind, einfach irre.

Nach dem ersten Rennen waren jetzt wieder beide Füße ölig aber der Hinterreifen immer noch trocken. Für das letzte Rennen haben wir lange überlegt ob wir es nochmal riskieren wollen und noch einen Abdichtversuch machen.
Diesmal hatten wir fast vier Stunden Zeit und nahmen den kompletten Ventildeckel runter. Ein Gewinde der Deckelschrauben hing fast komplett an der Schraube und eine Gewindebuchse hatte sich gelöst. Die Buchse konnten wir einkleben und die andere Schraube mit einer Beilagscheibe stabilisieren. Nachdem die Dichtung komplett mit Silikon eingeklebt war, haben wir dan Ventildeckel diesmal mit Edelstahlsicherungsdraht verrödelt.
Fast wäre die ganze Arbeit dann auch noch umsonst gewesen. Kurz vor unserem Rennen legte sich ein Fahrer aus der Fishtown Open Klasse ins Heu und blieb unter seinem brennendem Mopped liegen. Erst nachdem das Feld durch war, konnten die Streckenposten löschen und haben blöderweise den Fahrer erstmal abgedeckt. Sofort ging nun das Gerücht um, der Fahrer wäre hinüber und weitere Rennen gelaufen. Tödliche Stille herrschte im Fahrerlager als plötzlich schallender Beifall aus der Unfallzone drang. Die Notärzte haben den Fahrer wohl nur hinter der Decke versorgt und der verabschiedete sich dann auf der Trage noch bei den Zuschauern. Damit war wieder alles offen und mit einer halben Stunde Verzögerung begann unser zweites Rennen. Dieselbe Startposition, dieselbe Prozedur und ich wollte dieselben Fehler nicht noch einmal machen. Den Oberkörper fest auf den Lenker gestützt liess ich die Kupplung kommen als das Rote Licht aus war. Der Start gelang, verbissender Messerkampf am Ende der Geraden, leider mit einem Opfer. Einer der Fahrer fuhr geradeaus und erzwang einen wiederholten Neustart. Aber auch den habe ich diesmal gepackt, wie auch meine beiden Konkurrenten aus dem letzten Rennen. Vielleicht waren meine Spielkameraden einfach nur konditionell nicht ganz da, aber irgendwie bin ich vorbei gekommen und konnte Meter machen und das Rennen vor den beiden beenden.

Da unser Rennen das letzte an diesem Wochenende war, folgte gleich danach die Verabschiedung aller Fahrer von den Zuschauern. Bestimmt 70 Motorräder aus allen Klassen fuhren zwei Runden im Schritttempo die Strecke ab. Das sich dabei bei mir noch ein Kettenspanner verabschiedete, war fast nicht mehr erwähnenswert. Der Höhepunkt war das Abklatschen von bestimmt 300 Zuschauerhänden auf der Gegengeraden!

Und wenn ich in der Scooterklasse antreten muss, ich will nächstes Jahr unbedingt wieder dabei sein und kann nur jedem empfehlen sich das Rennen anzugucken. Die Stimmung dort wird wohl von keinem GP-Rennen übertroffen.

Eine kleine Bildergalerie mit den Aufnahmen von Pille findet ihr hier: Fotogalerie FHR 2008

Eine weitere Bildergalerie vom Training und den Rennen mit den Aufnahmen von Anny findet ihr hier: Fotogalerie Anny